Hola Chicos!
Wer will/ braucht bissle Salz in offene Wunden? Hab ich da gerade jemanden fragen hören?
Okay, ihr wolltet es so. Ich sitze gerade unter der Sonne Spaniens, im T Shirt wohlgemerkt und sehe zu wie sich ein Tan- Line bildet. Okay, auf meinem Fuß, aber wenigstens etwas. Ihr kennt mich, ich werde nie braun. Wirklich nie. Aber vielleicht wird dieses Jahr alles anders. Nicht nur meine Haut verändert sich. Auch mein Inneres. Also: Let's see!
In drei Monaten bin ich wieder da. In drei Monaten habe ich zehn Monaten Auslandsjahr hinter mir. Zehn Monate Au- Pair, fremde Sprache, neue Familie und Freunde. Wie lange hab ich mich auf diese Zeit gefreut? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Seit ich weiß, dass mein einziges Stichwort für meine Zukunft "Raus" ist, träume ich davon (mindestens) ein Jahr ein neues Leben zu führen, eine andere Kultur kennenlernen, neue Gewohnheiten zu bekommen und meinen Tag unter einer neuen Routine zu vollziehen. Und jetzt, da ich mehr als 2/3 dieses Wahnsinns hinter mir habe, kann ich gar nicht glauben, wie schwer aller Anfang wirklich ist. Wie lange es dauert, sich mit Menschen zu identifizieren, sich mit ihnen einzulassen, sich an sie zu gewöhnen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Es dauert. Aber diese Zeit muss man sich nehmen. Das habe ich gelernt. Und am Ende, lohnt es sich. Das habe ich auch gelernt. Selbst wenn man mit einer Person nichtmal einen gemeinsamen Nenner findet, lernt man doch auch, sich nicht immer zu beschweren. Sich nicht immer aufregen, über alles was die Person einem sagt. Ich habe gelernt meine Energie, für andere und nutzvollere Sachen einzusetzen. Sachen für die es sich lohnt, Kraft zu verwenden. Man muss lernen, wofür man Leben und sich einsetzen will. Wofür man kämpfen möchte und was man in Zukunft sein lassen sollte. Bei mir ist es definitiv undankbar zu sein. Sich einfach mal mit dem auseinandersetzen was man hat. Welche Chance man bekommt, wie viel Glück man hat.
Was all diese Erfahrungen für mich bedeuten, das weiß ich jetzt noch nicht. Ich weiß es vielleicht auch noch nicht zu 100% zu schätzen und was ich damit anfangen will. Meine Eltern sagen mir, sie sind stolz auf mich und finden es klasse, wie ich hier jeden Tag meistere. Ich denk mir, okay. Es ist mein Job. Ist schon cool, weil ich am Anfang nicht damit gerechnet hätte, zu sagen, dass mir das hier doch alles ganz gut gefällt. Ich denke, okay, es ist normal, es ist mein Job. Irgendwann werde ich vielleicht zurück sehen und denken, was für krasse Sachen ich erlebt habe, werde feststellen, dass ich mich in diesen zehn Monaten vielleicht selbst gefunden habe. Und wenn nicht, dann ist das auch okay. Meine Biolehrerin Frau Schröder hat immer gesagt, dass selbst wenn ich nicht die Lösung weiß, ich dann ja andere Sachen ausschließen kann. So sehe ich das im Leben auch. Wenn ich merke, dass ich auf keinen Fall mit Kindern arbeiten möchte, ist es ein Stück weit die Lösung. Weil ich so ausschließen konnte, dass es das nicht ist.
Gleichzeitig lassen mich meine Eltern den Stress vergessen. Ich darf für eine gewisse Zeit wieder Kind sein. Mama's Baby (das hat sie selbst gesagt). Ainhoa hat mir gesagt, dass ich mich verwöhnen lassen soll. Und ich sage, okay, klar, mache ich. Aber ich bin mir nicht bewusst, was das bedeutet. Lass dich verwöhnen. Iss im Restaurant was du willst, Papa zahlt auch das dritte Bier, Mama sucht gerne neue Sandalen aus. Doch gerade wird mir bewusst. Eltern heißt entspannen. Ich entspanne mich und bin wieder Tochter. Bin wieder Kind. Wenigstens für fünf Tage. Der Unterschied ist, ich bin 20 und lebe seit sieben Monaten in einer Familie in der Nähe von Madrid als Au- Pair. Und diese Erinnerung wird mich prägen. Wie, das weiß ich nicht. Aber bereuen werde ich es nicht. Genauso wenig, dass meine Eltern hier waren. Der Abschied war schwer. Wie immer. Ich kann das nicht. Ich hasse Abschied. Aber dieser Abschied beschränkt sich auf ein Wiedersehen. Auf ein Wiedersehen, was in 92 Tagen erfolgt.
Was wir dann zu dritt alles erlebt haben, möchte ich euch jedoch nicht vorenthalten.
Alles fing schon am Freitagabend (18.03.16) über einem großen Salatteller mitten im Zentrum von Madrid in meiner Lieblings- Pizzeria "Pizza & Pasta" an. Marie und ich bemerkten, dass ihre Mama und meine Eltern im gleichen Flieger sitzen würden.
Und so holten wir sie am folgenden Tag (19.03.16) gemeinsam vom Flughafen ab. Von Umarmungen, über Freuden- Pipi in den Augen, erstes spanisches Bocadillo und Freude über ein nettes Hotel, war alles dabei.
Schon am nächsten Tag fing ihr Madrid- Abenteuer früh in einem Gefährt, was nach Segway- Touren, die 2. peinlichste Stadtführung ist, an. Meine Eltern hatten überlegt, sich den ganzen Tag bequem per "Hop- on- Hop- off"- Bus durch die Hauptstadt kutschieren zu lassen. Das Wetter war nicht das Beste, weshalb ich dabei war. Ich war ja schließlich eher auf gemeinsame Zeit mit meinen Eltern aus :)
Da wir uns an einem sehr wichtigen Tag der "Semana Santa" in der Stadt aufhielten, bekamen wir, Dank Mamas allseits gutem Riecher, eine sehr spannende Prozession mit. Man kann nicht in Worte fassen, was da vor sich ging. Die Musik war laut und irgendwie imperialistisch, die Menschenmenge gespannt und doch ganz aus dem Häusschen und die Teilnehmer der Prozession erfreut über das große Interesse, aber doch in ihrer ganz eigenen religiösen Welt. Auf einem Gestell wurde eine riesige Jesus Statue auf den Schultern von starken Männern getragen. Der Auszug aus der Almudena Kathedrale imitierte den Auszug Jesu aus Jerusalem.
Abends, ging es dann ins "Museo del Jamón", wo meine Eltern hautnah etwas spanische Kultur mit erlebten. Billiges, aber gutes Bier gepaart mit Tapas in Form von Chips und Schinken und Gastfreundlichkeit, die aus tiefstem Herzen kommt.
Montag (21.03.16) gehörte dann vollends den individuellen Interessen. Das heißt, Papa musste sich keine Gemälde aus dem 15. Jahrhundert in einem von Madrids wichtigsten Museen anschauen und Mama nicht die Vereinsgeschichte Real Madrids in ihrem Stadion reinziehen. Ich hielt es für eine bessere Idee mit Papa zu gehen, da ich mehr Vertrauen in Mama's als in sein Sprachverständnis stecke. Sie verbrachte also den Nachmittag im "Mueso del Prado".
Fasziniert von ca. 80.000 blauen Plastikstühlen standen Papa und ich nach einer kurzen Schlange endlich im Stadioninnenraum des erfolgreichsten Fußballclubs des letzten Jahrhunderts (Ja, es gibt nen Preis dafür.). Dank neuester Technologien und Antiquitäten in Form von Fußbällen, Trikots oder Torwart- Handschuhen tauchte man ein in eine mehr als 100 Jahre lange Vereinsgeschichte ein.
Das letzte Highlight waren definitiv die Spielerkabinen, die Ersatzbank und in der VIP- Lounge ganz nah am heiligen Rasen so zu tun, als wäre man reich und könnte es. Papa und ich konnten es halt auch einfach. Danach führte ich sie zu Pizza & Pasta, La Rollerie und zum Schluss zur Abfahrtsstelle ihres Busses, der sie zu ihrem Hotel bringen würde. Jeden Abend, war ich traurig, dass ich nicht mitfahren konnte. Aber es sollte doch noch ganz nützlich werden.
Am Dienstag (22.03.16) ging es dann für meine Eltern Royal weiter. Es ging zur Besichtigung in den "Palacio Real" auf den die beiden schon ganz gespannt waren. Ich ließ ihnen ihren Spaß und traf mich währenddessen mit Rebecca. Wenig später verabredete ich dann mit Alfredo, dem Papa der Kinder, ein gemeinsames Treffen mit meinen Eltern im Retiro- Park. Den hatten Mama und Papa bis dahin auch noch nicht gesehen, weshalb wir uns mit der Metro in die Richtung des großen Parks machten. Später trafen dann auch schon die Kids in Begleitung von Alfredo und Pati (Patricia) ein. Alle verstanden sich auf Anhieb und es wurde ein schöner sonniger Nachmittag.
Abends gingen wir drei etwas erschöpft und hungrig zu meinem Lieblings- Burgerladen "Steakburger".
Am nächsten Tag (23.03.16) stand Seilbahn fahren mit der Teleférico und der Templo auf den Plan. Zuerst erkundeten meine Eltern den Tempel de Debod, während ich noch auf mein Herzblatt wartete. Laura hat trotz gleicher Aufenthaltsdauer noch nicht ganz den Plan von Madrid und so dauerte es seine Zeit bis wir uns fanden.
Wir genossen nun im Quartett die Aussicht über die Stadt. Nachher ging es weiter zur Gondelfahrt, die meinen Eltern sehr zusagte. Später lernten sie noch die "Plaza
de España" kennen und wir nahmen uns eine kurze Zeit um unter der Sonne durch zu atmen. Danach ging es endlich zu
"llaollao" und Mama und Papa finden den Frozen Joghurt genauso lecker wie ich :)
Später verabschiedete Laura sich und meine Eltern luden mich beim Abendessen ein, bei ihnen im Hotel zu schlafen. Ich konnte mein Glück kaum fassen und freute mich wirklich darauf, nach Jahren wieder mal das Bett mit Mama zu teilen.
Den letzten Tag (24.03.16) gestalteten wir ganz ruhig und fuhren gemeinsam zu mir nach Hause. In Spanien war schon Feiertag, weshalb auch Ainhoa zu Hause war und sie sich bei einer Tasse Kaffee viel unterhielten. Nun hatten meine Eltern vollends einen guten Eindruck von meinem neuen zu Hause.
Am Nachmittag, nachdem ich sämtliche Winter- Anziehsachen und (bei meiner Heimreise) unnötigen Ballast für meine Eltern verpackt hatte, brachte uns Ainhoa zum Flughafen wo wir eincheckten und uns schnell verabschiedeten.
Ich vermisse sie jetzt noch. Trotzdem war es gut, dass ich nicht die vollen fünf Tage mit ihnen ein Zimmer geteilt habe, sonst hätte ich sie womöglich noch mehr vermisst.
Wie wahre Freunde sind, wird man aufgefangen. An dieser Stelle, Danke an Rebecca und Laura. Danke für eure Zeit, euer offenes Ohr und die Schulter an die man sich anlegen kann, wenn man droht zu schwanken und zu fallen.
Am Samstag (26.03.16) war ich dann noch mit Fekix verabredet, der wieder in der Nähe von Madrid ist. Wir machten einen langen Spaziergang durch den Retiro und ich freute mich über jede Ablenkung.
Sonntag (27.03.16) machte ich mich dann nach Wochen nochmal auf zum Chor und merkte wieder, wie sehr Singen mich erfüllt. Wie sehr es mich die Realtität und Probleme vergessen lässt.
Leider endete die Woche blöd. Ich hatte mir einen Magen- Darm- Virus eingefangen.
Dies ist nur einer der Gründe, warum dieser Blogeintrag erst jetzt erscheint.
Ich hoffe ihr habt alle einen fantastischen Start in den Sommer 2016!
Wir sehen uns! Liebe Grüße, Eure Leo :-*
Denise kommt in 5,
Leo kmmt in 92 und
Carina kommt in 134 Tagen!
Kommentar schreiben
Mama (Samstag, 02 April 2016 08:33)
Hai Leonie,
wir haben die Zeit in Madrid auch sehr genossen.
Du bist ziemlich erwachsen geworden in dieser Zeit.
Madrid ist eine tolle Stadt mit vielen spannenden
Sehenswürdigkeiten. Viel wichtiger aber war die
Zeit , die wir gemeinsam verbracht haben.
Wir freuen uns auf dich
Mapaeli